Erfahrungsbericht - Praktikum Spanien BWL Finanzen

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Name: Christian Neis
Alter: 23
Aus: Hanau
Hintergrund: BWL Studium
Sprachkurs: 2 Wochen, 2003
Praktikum: 9-wöchiges Praktikum bei der Firma Tecnológica S.A in Sevilla

Nach der ersten Prakikumswoche bitten wir alle interns um Ausfüllen eines Fragebogens - hier die Antworten von Christian Neis:

In welchem Unternehmen arbeiten Sie?

Ich absolvierte ein knapp dreimonatiges Praktikum bei der Tecnológica S. A. , einem spanischen Unternehmen mit Sitz in Sevilla, dass sich der Qualitätsprüfung und dem Vertrieb von elektronischen Bauteilen widmet, die ihre Anwendung in der Raumfahrt- und Satellitentechnik finden. Im Hauptsitz in Sevilla sind ca. 85 Mitarbeiter beschäftigt, weiterhin unterhält die Firma eine Zweigstelle in Madrid mit 10 Mitarbeitern, es handelt sich also schon um ein relativ großes Unternehmen. Tecnológica hat vor allem viele Kunden im europäischen Ausland und in den Vereinigten Staaten und arbeitet daneben eng mit der europäischen Raumfahrtbehörde zusammen.

In welcher Abteilung werden Sie eingesetzt?

Ich verbrachte mein Praktikum im „Departamento de Finanzas“, also im Rechnungswesen und Controlling des Unternehmens. Neben dem Abteilungsleiter waren noch fünf weitere Mitarbeiter in dieser Abteilung beschäftigt.

Wie viele Stunden haben Sie täglich gearbeitet?

Mein Arbeitstag begann morgens um 9.00 Uhr und endete nachmittags gegen 15.30 Uhr.

Bitte beschreiben Sie einen typischen Arbeitstag.

Einen „typischen“ Arbeitstag mit immer den gleichen Arbeitsabläufen hat es bei mir nicht gegeben, doch natürlich gab es einige Aufgaben und Arbeitsabläufe, die sich in regelmäßigen Abständen wiederholt hatten. So mussten zum Beispiel die eingehenden Rechnungen der Lieferanten erfasst und Zahlungen getätigt werden sowie die Rechnungen für die Kunden erstellt werden. Dennoch war die Arbeit sehr abwechslungsreich und vielseitig, vor allem da in der Zeit, in der ich im Unternehmen tätig war, gerade der Jahresabschluss erstellt wurde und dadurch auch einige außergewöhnliche Aufgaben anfielen.

Am Morgen findet gegen halb elf eine viertelstündige Frühstückspause statt, in der sich die einzelnen Abteilungen im Pausenraum treffen, um dort gemeinsam einen Kaffee zu trinken und etwas zu essen, wobei Getränke, Brot und alles übrige von der Firma zur Verfügung gestellt werden. Die Mittagspause, die um 14.00 Uhr beginnt, dauert eine bis eineinhalb Stunden. Die meisten Mitarbeiter bringen sich von zu Hause etwas zu Essen mit und bereiten es in der Küche zu. Ich habe festgestellt, dass das gemeinsame Essen einen großen Stellenwert im Unternehmen hat und dies war auch für mich eine gute Gelegenheit, Angestellte außerhalb meiner Abteilung kennenzulernen.

Wie ist der Umgang Ihrer Kollegen mit Ihnen als Praktikant(in) aus Deutschland ?

Ich bin von Anfang an sehr freundlich in der Firma und besonders in meiner Abteilung aufgenommen worden. Die Kollegen waren alle sehr hilfsbereit und ich konnte mich bei Fragen problemlos an jeden einzelnen wenden. Und gearde am Anfanng, als es mit der Sprache noch nicht ganz problemlos lief, hatten die Kollegen sehr viel Geduld mit mir. Da ich nicht der erste Praktikant aus dem Ausland war, waren das Unternehmen und die Mitarbeiter auch bereits an den Umgang mit Praktikanten gewöhnt. Ich hatte wirklich das Gefühl eine willkommene Unterstützung bei der alltäglichen Arbeit zu sein.

Wie schätzen die Bedeutung des Sprachkurses vor dem Praktikum ein ?

Ich halte den Sprachkurs vor Beginn des Praktikums für sehr sinnvoll und wichtig. Ich hatte zwar in der Schule schon einige Jahre Spanisch gelernt, es ist jedoch etwas ganz anderes, die Sprache dann auch wirklich in sämtlichen Alltagssituationen anzuwenden. Vor allem wegen des hohen Sprachtempos braucht es einige Tage, um in die Sprache „hineinzukommen“ und dabei hilft der Sprachkurs ungemein. Außerdem haben wir in den Unterrichtsstunden über viele interessante Themen, die die spanische Kultur und Mentalität betreffen, gesprochen, wodurch man das Gastland schnell etwas besser kennenlernen konnte. Daneben ist ein Sprachkurs eine gute Möglichkeit, andere Praktikanten und Sprachschüler kennenzulernen und auch Ausflüge und Veranstaltungen wurden von der Sprachschule organisiert.

Sind Ihnen in Ihrem Arbeitsalltag schon Unterschiede zur Berufswelt in Deutschland aufgefallen ? Gibt es bestimmte Do´s oder Don´ts im Verhalten am Arbeitsplatz, die sich von denen in Deutschland unterscheiden ( Dresscode, Ansprechbarkeit von Vorgesetzten, Teamwork etc.) ?

Vor allem ist mir aufgefallen, dass der Umgang der Kollegen untereinander und auch das Verhalten der Vorgesetzten freundschaftlicher und herzlicher sind als ich es von Deutschland aus gewohnt war. Die „Du-Anrede“ zwischen den Mitarbeitern und Vorgesetzten ist selbstverständlich und auch mir wurde von Anfang an von allen Seiten das „Du“ angeboten. Dennoch bleibt der Umgang stets höflich und respektvoll. Daneben würde ich allgemein sagen, dass die Arbeit an sich gelassener und nicht ganz so verbissen wie bei uns gesehen wird, was jedoch keinesfalls heißen soll, dass Aufgaben nicht ernst genommen und von einem auf den anderen Tag verschoben werden. Die Mitarbeiter wissen jedoch zwischen wichtigen und weniger wichtigen Aufgaben zu unterscheiden uns sich die Arbeit so einzuteilen, dass ab und zu mal ein kleines Päuschen möglich ist. Negativ ist mir eigentlich gar nichts aufgefallen, es gab keine außergewöhnlichen Regeln oder Etikette, gegen die man hätte verstoßen können.

Wie werden Sie Ihre jetzigen Erfahrungen als Praktikant im Ausland nach Ihrer Rückkehr in Deutschland nutzen ?

Das Praktikum hat mir in vielerlei Hinsicht geholfen. An erster Stelle konnte ich natürlich meine Sprachkenntnisse enorm verbessern, was durch die tägliche Anwendung der Sprache sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich praktisch von alleine erfolgt. Daneben konnte ich mich jedoch auch fachlich weiterbilden, da ich während des Praktikums gelernt habe, mit Computerprogrammen (z. B. SAP) umzugehen, die ich vorher noch nicht kannte, die jedoch auch im späteren Berufsleben wichtig sein werden. Es war außerdem sehr hilfreich und interessant, einmal einen Einblick in den beruflichen Alltag eines Unternehmens in einem anderen Land zu erhalten, und da heute viele deutschen Firmen Erfahrungen im Ausland für eine Einstellung voraussetzen wird dies sicherlich ein Vorteil sein. Darüber hinaus habe ich aber auch abseits des Praktikums viele schöne Sachen erlebt und nette Leute kennengelernt, so dass ich mich bestimmt noch lange an die drei Monate in Sevilla zurückerinnern werde.

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